Ihre Browserversion ist veraltet. Wir empfehlen, Ihren Browser auf die neueste Version zu aktualisieren.

Potenzialtheorie der Wirtschaft

 

Die früheren Wirtschaftstheorien leiden alle an dem Mangel einer einseitigen Betrachtungsweise:

 

                                   aus der Sicht

Physiokratie:             der Landwirtschaft;

Nationalökonomie:    von idealisierten Menschen;

Marxismus:               der Arbeiterschaft;

Kapitalismus:            der Wohlhabenden;

Neoklassik:               von idealisierten Unternehmen und Staaten;

Keynesianismus       

bis  Monetarismus:    von idealisierten Staaten und Unternehmen.

 

Im Grunde genommen beweist unsere heutige Zeit täglich, dass alle diese Richtungen gescheitert sind. Es zeigt sich immer mehr, dass die Wirtschaften der Menschen schon immer miteinander verbunden waren und heute mehr denn je voneinander abhängen. Jede wirtschaftliche Handlung in einem Staat oder in einem Unternehmen hat Auswirkungen auf andere Staaten und andere Unternehmen. Die Weltwirtschaft und die Einzelwirtschaften bis hin zum Haushalt einer Familie können nur „funktionieren“, wenn dies berücksichtigt wird. Selbstverständlich bedeutet dies nicht, dass jegliches Eigeninteresse aufgegeben wird. Dieses ist sogar notwendig.

 

Die bekannten Wirtschaftstheorien haben daher heute lediglich historische Bedeutung und konnten die Erfordernisse „ihrer Zeit“ mehr oder weniger gut regional lösen. So sind in einem Industriestaat andere Strategien als in einem Agrarstaat und in Zeiten der Not andere Lösungen als in Zeiten des Wohlstands erforderlich. Ganz grob vereinfacht könnte man sagen, dass die Kurve der zulässigen Liberalität vom Aufschwung bis hin zur notwendigen Konsolidierung abnimmt. Die Wirtschaftstheorien ergeben sich als regionale Spezialfälle der Potenzialtheorie. Ein Ziel ist die Vermittlung des Bewusstseins, dass jede Einzelhandlung Auswirkungen hat, die weit über den eigenen Entscheidungsbereich hinausgehen können. Es gibt in der Wirtschaft keinen Sieger, wie auch das Spiel Monopoli lehrt, sondern nur ein Räderwerk von Abhängigkeiten.

 

Nach der allgemeinen Potenzialtheorie bilden sich durch wirtschaftliche und andere Unterschiede Potenziale aus. Diese sind quantifizierbare relative Spannungen gegenüber Null oder einem beliebigen Niveau. Potenziale können sich passiv auf „natürliche“ Weise oder aktiv durch Werbung bilden. Im letzteren Fall ist zu prüfen, ob echte, mit der Zeit „natürliche“ Potenziale oder nicht dauerhaft existente Scheinpotenziale vorliegen. Die Gesetzmäßigkeiten sind die gleichen wie in der Natur. Die einzelnen Potenzialarten können in verschiedener Weise vereinfacht veranschaulicht werden:

 

Eisschollenmodell:

An den Rändern kommt es zu Aufschiebungen von Eisschollen. Wenn diese herunter fallen und sich die Potenziale damit angleichen, kann es zu Überschwemmungen und zum Brechen von dünnem Eis kommen.

 

Plattentektonikmodell:

Zwischen den Platten bilden sich Spannungen aus. Wenn sich an einer Stelle die Spannungen lösen, „wackelt die Erde“ in der Folge an verschiedenen Stellen.

 

Stauseemodell:

Die Potenziale entsprechen einem Verbund von Stauseen. Wenn das Potenzial (Wasser) steigt, kann der Staudamm erhöht werden. Sein Brechen wird dann allerdings immer gefährlicher.

 

Elektrik

Wenn verschiedene Spannungen ohne Widerstand leitend verbunden werden, kann es zu einem Kurzschluss kommen.

 

Als Einheit der Potenziale bietet sich zum Beispiel das Volt VW (Volt der Wirtschaftswissenschaften) an, da andere rein wirtschaftliche Einheiten wie Währungen oder Edelmetalle zu starken Schwankungen unterworfen sind. Dass eine Spannung von 1000 Volt gefährlich sein kann, ist wohl jedem eingänglich. Das wirtschaftliche Ziel ist es, diese Spannung so zu verändern, dass sie genutzt werden kann. Im übrigen sind dabei auch sichere Isolatoren und eine ständige Wartung notwendig, damit es nicht zum Kurzschluss kommt.

 

 

Alle Anschauungsmodelle lehren, dass Potenziale in einem frühen Stadium abgebaut werden müssen. Das trifft sowohl für den Bedarf als auch für die Produktion zu, die idealerweise im Gleichklang mit dem langsam steigenden und fallenden Nachfragepotenzial verlaufen sollte. Außerdem zeigen die Veranschaulichungen, dass Spannungen von Potenzialen treppenartig abgebaut werden können. Das heißt natürlich nicht, dass dies ein Dauerzustand sein sollte, da andere Potenziale gleichzeitig (unkontrolliert) wachsen können.

 

Potenziale können in einem Land (Mikro-Potenziale, vereinfacht BWL) oder zwischen Staaten (Makro-Potenziale, vereinfacht VWL) auftreten. Potenziale sind nicht mit den umgangssprachlichen Bezeichnungen zu verwechseln, die sich zum Beispiel in Wirtschaftspotenzialen, Arbeitspotenzialen sowie anderen Begriffen finden und eher allgemeine Leistungsfähigkeiten bezeichnen.

 

Es können zum Beispiel heute

aus der Sicht der ärmeren Arbeitnehmer im „reicheren“ Bereich:

Arbeit und höhere Löhne, ein größeres Warenangebot und bessere Lebensbedingungen vorliegen („Stauzone“ von Arbeitskräften im ärmeren Bereich)

sowie aus der Sicht der Arbeitgeber im „ärmeren“ Bereich:

billige Arbeitskräfte, ein großer Warenbedarf und günstige Investitionsbedingungen vorhanden sein („Stauzone“ von Geld und Waren im reicheren Bereich).

 

Das Angebotspotenzial oder Nachfragepotenzial eines Produkts ist unter anderem als Funktion der Zeit in einer Region oder einem Land meist anders als in anderen Ländern. Durch die Potenzialdifferenzen entstehen Spannungen. Gegenüber den Istpotenzialen der derzeitigen Nachfrage und dem derzeitigen Angebot berücksichtigt das Potenzial die Möglichkeiten als Funktion der Einflüsse (siehe unten spezielle Potenzialtheorie). Ein Nachfragepotenzial ist gewissermaßen die latent aufgestaute Nachfrage, die beispielsweise bei Grenzöffnungen und/oder Einkommensverbesserungen zum Istpotenzial der Nachfrage wird.

 

In ältesten Gemeinschaften ergab sich das wirtschaftliche Potenzial bereits durch ein regional besseres Nahrungsangebot.

 

Wie in der Physik sind die Potenziale bestrebt, sich anzugleichen und können zu religiösen oder politischen Polarisierungen sowie zu Kriminalität führen. Der Abbau der „Spannungen“ kann auf mehr oder weniger legale Weise zunächst durch Abwanderung in den reicheren Bereich geschehen. Schwierigkeiten können durch Überfremdung entstehen. Im Zuge der Produktionsverlagerung und Globalisierung wird in den ärmeren Bereichen investiert, was ebenfalls zu einem Potenzialabbau führen kann. Die Hilfe zur Selbsthilfe ist dabei zielführender als lediglich Spenden, die oft nur kurzfristig helfen können. In idealer Weise ergibt sich eine neue florierende Wirtschaft mit ausreichenden Löhnen und Gehältern sowie einem steigenden realisierbarem Bedarf. Die Kehrseite ist natürlich in der Staatsverschuldung und gegebenenfalls in der Umweltbelastung beziehungsweise dem Verbrauch von Rohstoffen sowie in der sinkenden Attraktivität des Landes bei steigenden Löhnen zu sehen. Außerdem können so Know-how sowie Schlüsselindustrien verloren gehen.

 

In der speziellen Potenzialtheorie wird eine große Zahl von Einflüssen (Faktoren) auf das Entstehen von einzelnen Potenzialen und deren Abbau zum Beispiel mit mehrfacher Regression untersucht. Die Einflüsse reichen von persönlichen Eigenschaften, der Bildung, der Religion, dem Einkommensniveau, der Sparquote, der Besitzverteilung oder der Werbung bis hin zu Rohstoffen, der Bodenbeschaffenheit, zum Klima oder zu Seuchen. Dem Entstehen von Vorurteilen sollte durch objektive Untersuchungen entgegen-gewirkt werden.

 

Die angewandte Potenzialtheorie bietet die Lehren zum wirtschaftlichen (zum Beispiel produzieren statt spekulieren) und politischen Handeln (zum Beispiel internationales statt nationales Denken; Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit; Erhaltung der Umwelt). Dabei sind natürlich auch die Möglichkeiten entscheidend. Die jüngste wirtschaftliche und politische Entwicklung in Europa zeigt beispielsweise hoffnungsvolle Ansätze, da die Menschen hier offensichtlich aus zahlreichen Fehlern der Vergangenheit gelernt haben. Allerdings dürfen dann nicht neue Potenziale aufgebaut werden, etwa gegenüber Russland, Asien oder Afrika.

 

Das wirtschaftliche Geschehen ergibt sich aus dem Entstehen und dem selbständigen oder beeinflussten Abbau der entsprechenden, aktuell vorliegenden Potenziale, die damit der wesentliche Motor für die Wirtschaft sind. Da deren exakte Entstehung nahezu unvorhersehbar ist, kann es auch kaum ein einheitliches  wirtschaftliches Endniveau ohne Potenziale geben. Selbst wenn dieses kurzzeitig existieren würde, ergäben sich bereits durch größere, nicht erwartete Naturkatastrophen oder Seuchen beziehungsweise aus dem Unterschied der menschlichen Charaktere heraus neue Potenziale. Eine dauerhafte Senkung der Potenzialhöhe ist nur durch eine reibungslose Zusammenarbeit aller Menschen und Länder zu erwarten. Die Methoden dafür sind ideelle, materielle und technische Hilfe, nach dem Bedarf orientierte Investitionen sowie der Kaufkraft angepasste Produkte. Kriege sollten als wirtschaftliche Faktoren weitestgehend ausgeschlossen werden.

 

Siehe auch:

Uwe Kraeft, Mathematische Grundlagen der Wirtschaftswissenschaften, (2009), Shaker Verlag, Aachen.

http://www.shaker.de/shop/978-3-8322-7830-4