Uwe Kraeft Mathematik/ Mathematics
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Religion/ Archäologie

Uwe Kraeft, Mathematische Grundlagen der Geisteswissenschaften, (2008), Shaker Verlag, Aachen.

http://www.shaker.de/shop/978-3-8322-7580-8

 

 

Uwe Kraeft, Der Becher - Glaube, Krieg und Wissenschaft, (2011), Shaker Verlag, Aachen.

 

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Himmel und Schöpfung (Relativitätstheorie der Religion)

 

Entsprechend der Relativitätstheorie der Physik gibt es eine Relativitätstheorie der Religion. Die Notwendigkeit ergibt sich aus der Tatsache, dass reale physikalische Ereignisse, zum Beispiel von Erscheinungen oder Handlungen, die aus dem Jenseits veranlasst werden, im irdischen Bereich physikalischen Gesetzen folgen müssen, wenn sie nicht spiritueller Natur sind. Gleiches gilt für die physikalische Welt, die nach ihrer Erschaffung, zum Beispiel im Urknall, physikalischen Gesetzen gehorcht, die sozusagen mit erschaffen wurden. Wir unterscheiden also wie in nahezu allen Religionen einen Raum, in dem wir leben, und einen, den wir uns vorstellen und aus dem heraus der uns bekannte Raum geschaffen wurde und beobachtet wird.

 

In der Mathematik gibt es verschiedene Räume. In den einfachsten existieren keine Abstände beziehungsweise Entfernungen, Längen oder Winkel. Ein derartiger Raum besteht aus Koordinaten, die durch Zahlen dargestellt werden. Die Wahl der Dimensionen ist willkürlich. Es kann Operationen geben (innere Addition von Vektoren und äußere Multiplikation mit einer Zahl), so dass ein Vektorraum erhalten wird. Ein derartiger durch Axiome festgelegter Vektorraum ist topologisch invariant; das bedeutet, dass es keine Möglichkeit der Deformation gibt, weil er eine beliebige Gestalt hat. Man kann diesen Raum weder berühren noch sehen. Nichtsdestoweniger zeigt er höchste Symmetrie (mit Matrix-Operationen), da die Elementarzellen eine beliebige Gestalt haben können. Er ist übrigens weder als Bild noch als Gleichnis vorstellbar und verstößt damit nicht gegen 2. Mose 20. Bezüglich der Zulässigkeit mathematischer Formulierungen kann auf Augustinus verwiesen werden.

 

Unser physikalischer Raum ist vollständig anders und zum Beispiel abhängig von Zeit und Materie. Für kleine Bereiche kann ein Raum mit Längen und Winkeln als Modell gewählt werden.

 

Wenn man den mathematischen Vektorraum mit dem monotheistischen Himmel vergleicht, gibt es einige Übereinstimmungen. Wir können ihn nicht sehen oder berühren. Es gibt weder Längen, Zeit noch Materie. Jede Abbildung ist prinzipiell falsch und nur eine menschliche Vorstellung. Abgesehen von den in einem allgemeinen Vektorraum fehlenden Abständen und unbestimmten Dimensionen erhält man durch das Gitter von Kristallen eine Ahnung davon. Es gibt eine Allgegenwart des Himmels oder der Koordinaten. Deshalb kann die Austauschgeschwindigkeit mit einem beliebigen Punkt des physikalischen Raums endlich sein, wie zum Beispiel die Lichtgeschwindigkeit. Der Himmel ist perfekt und zeigt wie ein einfacher Vektorraum höchste Symmetrie. Er ist älter als der physikalische Raum, weil dort keine Zeit existiert. Durch die topologische Invarianz können Gott oder der Himmel eine beliebige Gestalt haben, wie es sich die Religionen vorstellen.

 

Der genannte mathematische Raum bildet gewissermaßen die äußere „Gestalt“ des Jenseits, in das die Lebenden nicht hineinsehen können und dessen Axiome wir nicht kennen. Seine innere „Gestalt“ ist den Religionen und dem Glauben vorbehalten.

 

Das polytheistische Modell des Himmels wird durch das Teilen des Himmels in Teile gefunden, die beliebig klein sind, wodurch ebenfalls eine Allgegenwart erhalten wird. Durch unendliche Folgen aller Abstände mit dem Grenzwert Null ist das mathematische Ergebnis dasselbe wie zuvor, nämlich ein Vektorraum aus Punktkoordinaten, der nur mathematisch existiert.

 

 

Die Sintflut

 

 

Die Menschen waren vermutlich früher eher noch stärker mit der Natur verbunden als heute. Deren Beobachtung verschaffte ihnen Nahrung und leitete sie dazu an, sich Behausungen zu suchen oder zu bauen, denn hier waren sie vor der Witterung oder Feinden sicherer.

 

Auf ihren Wanderungen sahen die Menschen in den Ebenen, auf Bergen und sogar in großen Höhen Überreste, die zum Beispiel wie die Muscheln aussahen, die sie selbst am Meeresrand oder aus Seen sammelten oder ausgruben und aßen. Da nun auf dem Land kein Meer mehr war, musste es folgerichtig früher dort gewesen sein, wenn man nicht annahm, dass die Überreste im Gestein gewachsen waren. Aber wie sollte dies geschehen sein? Wahrscheinlicher war es, dass hier ein Meeresboden vorlag, der im Lauf der Zeit immer fester geworden war, nachdem sich das Meer zurückgezogen hatte.

 

Große Fluten konnte man häufiger bei starken Regenfällen beobachten, die dann nur allmählich verschwanden. Manche Forscher glauben sogar, dass zum Beispiel die hohen Türme in Mesopotamien ursprünglich der Rettung von Besitz und Menschen bei Fluten dienten. Gewaltige Überflutungen entstanden auch durch Schmelzwasser nach den Eiszeiten.

 

In der Bibel sind vor allem die Sintflut und der Exodus Israels aus Ägypten mit dem Wasser verbunden. Da die Überreste von Meeresbewohnern auch in großen Höhen gefunden wurden, war es nach dem damaligen Kenntnisstand einerseits folgerichtig, deren Existenz mit Überschwemmungen in Verbindung zu bringen und andererseits den sozusagen höchsten Berg zu suchen, auf dem keine Spuren einer Überflutung mehr gefunden wurden. Bis hierher müsste das Wasser gestanden und alles tiefer liegende Land überflutet haben, so wurde vermutet. Hier musste damals Noahs Arche mit den Tieren des Landes angekommen sein, sonst hätten diese ja nicht überleben können. Vermutlich gab es sogar in alten Zeiten mindestens einen klugen Mann, der bei den großen Fluten auf diese Weise seine Tiere und sein Hab und Gut gerettet hatte. Es ist somit naheliegend, dass einerseits die tatsächliche Naturbeobachtung der Fossilien und der Überflutungen zu der Erzählung über die Sintflut in der Bibel führte. Heute steht fest, dass die Gebirge mit den Meeresablagerungen durch gewaltige Bewegungen in der Erdkruste aufgetürmt wurden.

 

 

 

Exodus

 

In 2. Mose 14 wird der Durchzug des Volks Israel durchs Meer beschrieben. Während heute die Berichte des Alten Testaments in der Wissenschaft eher als Sagen aufgefasst werden, die verschiedenen historischen Personen und Ereignissen entstammen, gibt es Ereignisse, wie den Ausbruch des Vulkans Thera (Thira, Santorin), der wohl auch die minoische Kultur stark beeinträchtigte, die belegt und datierbar sind. Ohne Zweifel hat der Ausbruch, der in verschiedenen Phasen stattfand, zu „Wolkensäulen“, „Feuersäulen“, starken Winden und gewaltigen Tsunamis geführt, welche die Passage von Unterägypten nach Kanaan nachweislich überfluteten.

 

Man hat lange nach der Stelle des Wegs Israels durch das Rote Meer gesucht. Es ist nicht auszuschließen, dass Menschen tatsächlich trocken von Unterägypten nach Kanaan über Land gingen und dort sogar Reste von fossilen Muscheln und ähnlichen Meeresbewohnern im Stein fanden, so dass sie meinen konnten, auf dem Meeresboden zu gehen; die nachfolgenden Ägypter und in dem Raum verbliebenen Bewohner konnten dann von den Tsunamis vernichtet worden sein, die Beobachtern wie das Heranrollen des zuvor verschwundenen Meeres erscheinen mussten. Küstenbewohner sahen ja vermutlich tatsächlich, wie zuerst das Meer zurückwich. Auch die Toten, die später am Ufer des Meeres gefunden wurden, passen dazu. Das Wasser kann auch eine Zeit lang in Senken wie ein Meer gestanden haben.

 

Somit ist nicht auszuschließen, dass in 2. Mose 14 die erste Schilderung eines Tsunamis im Zusammenhang mit der Eruption von Thera vorliegt, vor dem Moses das Volk Israel mit Gottes Hilfe retten konnte.

 

 


Diskus (Diskos) von Phaistos

 

Nach neueren Erkenntnissen könnte der Diskus von Phaistos  beispielsweise auf der Seite A einen alten religiösen Text mit beschwörenden Wiederholungen darstellen. Einige Zeichen weisen hier sowohl als Hieroglyphen mit einer Wortbedeutung als auch nach einer anderen Hypothese als Buchstaben gemeinsam auf JAHWE, den HERRN des Alten Testaments, und konkret auf einen Vorläufer des Psalms 103 hin. Unter der Voraussetzung, dass die Annahmen richtig sind (das Alter des Diskus ließe sich mit der Thermolumineszenz näherungsweise überprüfen), könnte hier somit ein „Missing Link“  des Übergangs von einer hamito-semitischen Wortschrift zu einer althebräischen Buchstabenschrift vorliegen (siehe News). Außerdem gibt der Diskus, so er denn echt ist, Anlass über die Bundeslade (2. Mose 25) und die Gesetzestafeln (2. Mose 32) nachzudenken. Nach damaligem Gebrauch wäre eine "beidseitige" Ausführung (2. Mose 32, 15) der zwei "beschriebenen" Tafeln, die Moses in der Hand hatte (die anderen (?) Tafeln hatte er nicht dabei), aus Ton naheliegend gewesen. Die Gesetzestexte benötigen für eine Ausführung auf Naturstein einen oder mehrere größere Steine. Eine Hand-Bibliothek der Gesetze wie die von Hammurapi auf Tontafeln wäre technisch geschickter gewesen, wenn die Lade transportiert werden sollte. Der Diskus könnte somit sozusagen ein Modell der hier postulierten Tafeln der Lade sein, welcher eine alte Kopie war oder sogar als Original "ausgeliehen" wurde, das ebenfalls zum Inhalt der Lade gehörte.

 

Unabhängig vom Text des Diskus, der möglicherweise aus der gleichen Zeit wie der Exodus Israels stammt, könnte dieser sozusagen als Modell der Form der mobilen Gesetzestafeln dienen. Die Lade hat nach 2. Mose 25, 10 eine Länge von dreieinhalb Ellen und eine Breite sowie Höhe von eineinhalb Ellen. Die ägyptische Elle hatte eine Länge von rund 50 cm (Königselle ca. 52,3 cm, kleine Elle ca. 45 cm). Der Diskus hat nach Literaturangaben einen Durchmesser von rund 16 cm (ca. 15,8 – 16,5 cm) und eine Dicke von rund 2 cm (ca. 1,6 – 2,1 cm). Am Boden der Lade konnten sich beispielsweise 3 in der Längsrichtung angeordnete Holzeinsätze oder Leistengerüste befinden, in denen jeweils zum Beispiel 36 oder mehr runde Tafeln auf Abstand senkrecht standen und so leicht entnommen werden konnten. Bei einer Anordnung parallel zur Breite konnten zum Beispiel nebeneinander 7 Reihen mit jeweils 12 Tafeln oder mehr stehen. Wenn wir somit von rund 100 Tafeln ausgehen, die beidseitig beschrieben waren, wäre somit reichlich Platz für die Gesetze (nach der Vorlage auf zwei großen Steintafeln), weitere Teile des Alten Testaments sowie einige Psalmen gewesen. Über diesen hätten zum Beispiel Schriftrollen und wertvolle Gegenstände liegen können. Eine derartige Aufbewahrung der jüdischen Kulturgüter wäre transportabel und ein Garant für eine Jahrhunderte überdauernde Stabilität gewesen. Warum der Diskus nach Kreta kam, wenn die Überlegungen überhaupt zutreffen, ist Sache der Spekulation. Möglichkeiten wären die Reise einer bedeutenden Persönlichkeit, die Einrichtung einer religiösen Stätte, die Mitnahme zur Anfertigung von Kopien, eine Entwendung und so weiter.

 

Die Äthiopisch-Orthodoxe Tewahedo-Kirche besitzt übrigens eine alte Lade und einen Brustpanzer (2. Mose 28, 16), wie sie im Alten Testament beschrieben werden.

 

Auch über die Vorteile (zum Beispiel kontinuierliche Darstellung ohne Buchsatzprobleme) und Nachteile (zum Beispiel bei Schriftrolle oder Buch) der Darstellung eines Textes in einer Spirale ist nachzudenken. Darüber hinaus konnte der Diskus möglicherweise zum Beispiel auf einer Wanne oder Holz schwimmend in Drehbewegungen versetzt werden, wobei sich der Text gewissermaßen wie in einer Gebetsmühle selbst las.

 

Die Einflüsse Ägyptens auf die jüdisch-christliche Religion sind eine Tatsache. So gehören zum Beispiel die Kopten zu den ältesten christlichen Glaubensrichtungen. In der Luther Bibel 1984 wird allein das Wort „Ägypten“ 593 Mal erwähnt. Bereits Abram war dort (1. Mose 12,10). Beginnend mit Joseph und Jakob (1. Mose 46) war dann Israel 430 Jahre in Ägypten (2. Mose 12,40). Wenn auch die Religion in dieser Zeit bewahrt wurde, waren kulturelle Einflüsse von Ägypten auf die Sprache und Schrift Israels in dieser Zeit nicht auszuschließen. Übrigens erinnert der Tanz um das „Goldene Kalb“ an das ägyptische Fest zu Ehren der Göttin Hathor (2. Mose 32).

 

Der Diskus von Phaistos stammt vermutlich von etwa 1600±50 v. Chr.; mit einem ähnlichen Alter wird der minoische Ausbruch von Santorin datiert. So könnten also, wenn die Angaben in der Bibel als historische Überlieferung betrachtet werden, der Einzug Israels in Ägypten als Folge des Verlusts von Weidegründen durch die Klimaerwärmung nach der letzten Eiszeit etwa um 2000 v. Chr., also erst im Mittleren Reich und damit nach der Haupteinwanderung in das Niltal, und der Auszug um 1600 v. Chr. in der 2. Zwischenzeit erfolgt sein, als das ägyptische Herrschaftsgebiet auf Kanaan ausgedehnt wurde.
 
 

Himmelsscheibe von Nebra

 

Mit einem „Vergrabungsdatum“ von ca. 1600 v. Chr. besitzt die Himmelsscheibe, sofern auch sie echt ist, ein ähnliches Alter wie der Diskus von Phaistos. Die Anfertigung erfolgte offensichtlich in verschiedenen Stufen. Falls angenommen wird, dass die Scheibe astronomische Daten repräsentiert und damit vergleichsweise „genau“ sein müsste, erscheint die Randlochung eher willkürlich zu sein, denn wenn gegenüberliegende Löcher mit Geraden verbunden werden, schneiden sich diese nicht in einem Punkt. Die 7 Sterne der sogenannten Plejaden „oben“ auf der Himmelsscheibe von Nebra sind absichtlich asymmetrisch oder nur ungenau dargestellt worden? Sie könnten auf einen mesopotamischen Einfluss hinweisen, während die Sonnenbarke „unten“ auf der Scheibe, die auch anders interpretiert werden kann, eher ägyptischen Ursprungs sein könnte? Ein Vergleich mit dem Kreiszeichen auf dem Diskus, das 7 hier allerdings symmetrisch angeordnete Punkte umschließt, ist naheliegend; sogar die Orientierung des von den Punkten gebildeten regelmäßigen Sechsecks ist ähnlich wie auf der Himmelsscheibe mit der Spitze näherungsweise nach unten. Die ägyptische Sterndarstellung seba ist dagegen fünfstrahlig symmetrisch. Es ist sicher lediglich nur eine Hypothese, dass die Himmelsscheibe ein älteres Symbol für die Plejaden nach babylonischem Vorbild zeigt, das auf dem Diskus durch ägyptischen Einfluss symmetrisch dargestellt wird.
 
 
 

2000 Jahre Varusschlacht

 

Nach heute weitgehend anerkannter Meinung soll der Cherusker Arminius mit einem Heer aus Germanenstämmen im Jahr 9 n. Chr. drei römische Legionen, die unter der Führung des Varus standen, irgendwo im Norden Germaniens in einen Hinterhalt gelockt und vernichtend geschlagen haben. Über den Ort gibt es mehrere Hypothesen. Zahlreiche Funde aus dem Raum Kalkriese belegen, dass hier in der betreffenden Zeit zumindest ein größeres kriegerisches Ereignis beziehungsweise größere Truppenbewegungen stattgefunden haben.

 

F. W. Putzger bezeichnet zum Beispiel in der 63. Auflage des Historischen Schulatlasses von 1954 (Velhagen & Klasing, Bielefeld) Barenau (Kalkriese) mit dem Schlachtsymbol 15 n. Chr. und der Angabe „Germanicus Sommer 15 n. Chr.“. Anlass könnten zahlreiche römische Funde, zum Beispiel Münzen (die alte Silbermünzensammlung von Barenaue ist angeblich verschollen, aber dokumentiert) oder der Lutterdamm / Alte Heerstraße nördlich des heutigen Mittellandkanals gewesen sein, die offenbar Teile einer alten Verbindungsstraße nördlich des Wiehengebirges sind. Die Varusschlacht 9 n. Chr. lokalisiert Putzger im Teutoburger Wald nordöstlich von Paderborn. Hier und östlich der Weser notiert er auch den Stamm der Cherusci.

 

Zweifelsohne ist das Gebiet um Bramsche ein altes germanisches Siedlungsgebiet mit zahlreichen Grabspuren der Stein- und Bronzezeit.

 

Der Kalkrieser Bergrücken ist ein geologischer Sattel, der dem Wiehengebirge nördlich vorgelagert ist. Er besteht wie das Wiehengebirge aus Sedimenten des Oberen Jura (Malm). Südlich vom Wiehengebirge sind die Tone des Mittleren Jura (Dogger) aufgeschlossen. Nordwestlich liegt bei Bramsche Stadt der Gehn mit Sandsteinen des Oberen Jura. Dies sind die letzten anstehenden älteren festen Gesteinsschichten; nördlich schließt sich die Norddeutsche Tiefebene an, die mit lockeren eiszeitlichen Bildungen gefüllt ist und in der ältere Gesteinsschichten lediglich an Salzstöcken hochgeschleppt wurden.

 

Die Gründe für die Erhebung der germanischen Stämme und somit für die Varusschlacht werden allgemein mit der Missachtung der germanischen Gesetze und Lebensweise  durch die Römer angegeben.

 

Eine einfache Erklärung für den unmittelbaren Anlass der kriegerischen Auseinandersetzungen wäre die Kombination des Vorhandenseins von festen Baustoffen und einer hervorragenden strategischen Lage im Bereich des Kalkrieser Bergrückens. Der Name "Kalkriese" weist auf einen größeren Fels aus anstehendem Kalkstein hin, den es hier vielleicht vor 2000 Jahren gegeben hat. Im zweiten Buch seiner „Zehn Bücher über Architektur“  beschreibt Vitruv (gestorben 14 n. Chr.?) die Baustoffe, zum Beispiel Ziegel, Sand, Kalk und die Steinbrüche. In dem bezeichneten Gebiet findet sich ein harter Kalkstein des Kimmeridge (Malm), der in mehreren Steinbrüchen bis in die jüngere Vergangenheit abgebaut wurde. Römische Spuren sind mir nicht bekannt, wurden aber auch nach meiner Kenntnis nicht direkt gesucht (die Chancen des Auffindens sind auch eher gering; die vorhandenen kreisrunden „Löcher“ mit einem Ringwall sind Bombenkrater aus dem zweiten Weltkrieg). Im östlichen Bereich des Kalkrieser Steinbruchs an der Landstraße befanden sich ein oder mehrere Kalköfen. Die reichen Tonvorkommen im Süden werden auch heute noch zum Brennen von Ziegeln (Penter Klinker u. a.) verwendet. Sand und Holz gibt es genug. Außerdem bietet der Kalkrieser Berg eine ideale strategische Lage auf festem Boden. Das Venner Moor im Norden kann auch mit den Augen der römischen Verteidiger als Schutz gesehen werden.

 

Somit ist nicht auszuschließen, dass die ohnehin durch die Römer irritierten Germanen in den Jahren n. Chr. beobachten mussten, wie die ersteren nach geeigneten Baustoffen für eine Befestigungsanlage suchten (Bausteine wurden nach dem 7. Kapitel im 2. Buch des Vitruv 2 Jahre vor Verwendung im Freien ausgelagert). Natürlich kann auch gerade dies die Falle gewesen sein, die den Römern gelegt wurde („Dort findet ihr ideale Bedingungen!“). Jedenfalls wäre eine Befestigungsanlage aus nicht brennbaren, harten, dauerhaften und reichlich vorhandenen Baustoffen in der bezeichneten Lage nach Fertigstellung von den Germanen kaum noch zu erobern gewesen („Die werden wir dann nie mehr los!“). Vielleicht wurde auch ein Vertragsbruch durch die Römer vermutet, die hier nur „leichte“ Befestigungen anlegen durften, was natürlich reine Spekulation ist. Somit ist nicht auszuschließen, dass ein ganz einfacher Anlass auf germanischer Seite das Fass überlaufen ließ und andererseits die Römer veranlasste, ihr Projekt massiv zu schützen. Warum Germanicus später keine befestigte Anlage errichten ließ, ist unbekannt, mag aber möglicherweise an einer veränderten politischen Lage in anderen römischen Provinzen, der persönlichen Einschätzung der nordgermanischen Mentalität, dem Mangel an „wertvollen“ Bodenschätzen in diesem Gebiet, an der vermuteten fehlenden Qualität der Baustoffe, an dem rauen Klima oder dem fehlenden Unterhaltungsprogramm liegen. Es ist jedoch fast auszuschließen, dass die Römer in ihrem Einflussbereich nicht Kenntnisse über Baustoffe und Lagerstätten sammelten.

 

Ein Anlass sozusagen zweiter Wahl könnten Anzeichen für Mineralisierungen sein, die tatsächlich vorhanden sind (Bramscher Massiv). Dass die Römer jedoch den im Wiehengebirge vorkommenden Pyrit für Gold gehalten haben, ist eher unwahrscheinlich. Auch die vorhandenen Anzeichen hätten natürlich leicht als Falle ausgenutzt werden können, indem von den Germanen mit echtem Gold „gesalzen“ worden wäre. Der Anlass einer wertvollen Lagerstätte wäre für die Römer offensichtlich gewesen; für die Germanen hätten Überlegungen einer römischen Konzentration oder der Schändung von heiligen Regionen Anlass für die Auseinandersetzungen bieten können.

 

Zahlreiche weitere Anlässe können nahezu beliebig angefügt werden. Dabei darf nicht vergessen werden, dass die Römer außerordentlich praktisch dachten und ein Nutzen irgendwelcher Art gegeben sein musste, um ihr Interesse zu wecken. Die angebliche Fehleinschätzung von Arminius durch Varus ist sicher auch nicht auszuschließen, aber doch eher weniger glaubhaft.

 

Der geschilderte Sachverhalt bietet aus naturwissenschaftlich-technischer Sicht mindestens zwei handfeste Anlässe zur Kriegsführung für beide Parteien und ist sicher nicht vollständig. Es ist unbekannt in welcher Weise die Schlacht stattfand. Ein sequenzielles Vorgehen erscheint eher wahrscheinlich zu sein. Auch der sogenannte „Verrat“ und die „Führung“ des Arminius ist zu diskutieren. Es ist durchaus möglich, dass die regionalen Stämme die eigentliche Führung übernahmen, da sie, auch durch die zu erwartende spätere Rache der Römer, am meisten zu verlieren hatten. Der Bezug auf die weiter entfernten Cherusker kann sogar absichtlich erfolgt sein.

 

Erst viele Facetten ergeben ein geschichtlich rundes Bild, das in diesem Fall noch viele Fragen offen lässt.

 

Anmerkung:

Die vielfach diskutierten Rekonstruktionen in Kalkriese sind in der Archäologie durchaus üblich und erlauben dem Besucher, sich ein plausibles Bild zu machen. Die wissenschaftliche Forschung ist davon in keiner Weise beeinflusst. In der heutigen Zeit sollte man sich über etwas gut gemeinte kulturelle Unterstützung der Öffentlichkeit eher freuen als diese bedauern.
 

Die Berichte des Publius Cornelius Tacitus (geb. um 58 n. Chr.; gest. um 120 n. Chr.) und seiner Kopisten
in der "Germania" und den "Annalen" sind wohl kritisch zu betrachten. Zum einen ist über seine Intention nachzudenken; zum anderen liegt hier die gleiche Art der Geschichtsschreibung wie bei Cäsar und früheren Autoren bis in unsere Zeit vor, welche die Kriegführung einem "Führer" zuordnen. Um es einmal ganz vereinfacht zu sagen: ein Krieg wird in erster Linie durch die Ausbildung, Ausrüstung (mit Menschen und "Material" inklusive Verpflegung) und Motivation der Truppe gewonnen und bestimmt nicht durch den Feldherrn, der allenfalls in seinen Plänen, so sie denn überhaupt von ihm stammen, Fehler vermeiden sollte (siehe zum Beispiel "W. Churchill, Memoirs of the Second World War"). Im Fall der von Varus angeblich verlorenen Schlacht erstaunt das komplizierte Vorgehen von Germanicus. Der Leser hat nicht den Eindruck einer zielgerichteten "Rache". Letztendlich könnten sogar Zweifel entstehen, ob die Varusschlacht überhaupt jemals stattfand und nicht etwa eine wenig heldenhafte Grippe oder andere Epidemie war, bei der allenfalls sich im "Gänsemarsch" zurückziehende "Truppenreste" von den Germanen angegriffen wurden.
 

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